Im Namen des Klimas

EcoWing, 176 Seiten

Zumindest für mein Empfinden gibt es zu wenige politische Sachbücher, die von Frauen geschrieben wurden. Und mindestens genauso zu wenige, die sich mit Themen unserer Zeit beschäftigen, ohne dem publizistischen Mainstream blind zu folgen.

Das neue Buch von Elisabeth Zehetner ist beides und damit mutig, sinnvoll und notwendig zugleich. Notwendig, weil es eine Menge Informationsbedarf gibt. Sinnvoll, weil es ein Thema behandelt, bei dem es um viel geht. Und mutig, weil sie sich – trotz der im Buch beschriebenen Instrumentalisierung von Medien und Institutionen durch den Klima-Aktivismus – bewusst differenziert mit Ausgangslage und Zukunftsszenarien auseinandersetzt.

ÖKO-OPTIMISTIN
nennt Elisabeth Zehetner sich selber. Und sie erklärt in öffentlichen Auftritten ebenso wie in diesem Buch anschaulich was sie damit meint. Ausgehend von einer Unzufriedenheit damit, dass die Debatte von „Klimaskeptikern“ auf der einen und „Klimaaktivisten“ auf der anderen Seite zunehmend polarisiert wird, will sie einen Ausweg aufzeigen. Statt blinder Ignoranz und lähmender Panikmache lädt sie ein zu Offenheit, Zuversicht und Vertrauen in uns Menschen. Wir dürfen, ja wir sollen daran glauben, dass wir all die Kulturtechniken, die wir über Jahrtausende entwickelt haben, gerade jetzt einsetzen können, um den vielfältigen Herausforderungen des Klimawandelns adäquat zu begegnen.

AUS ALLEN ECKEN
holt sich die Autorin Unterstützung für ihre Haltung. Sie greift zurück auf die Ergebnisse historischer und soziologischer, politik- und wirtschaftswissenschaftlicher und natürlich naturwissenschaftlicher Forschung. Bei der Lektüre lernt man also nicht nur dazu, es gelingt auch besser, Zahlen und Fakten, Erkenntnisse und Gegebenheiten in einen Zusammenhang zu bringen. Ein positiv-pragmatischer Blick auf uns Menschen und unsere Möglichkeiten kann damit entstehen. Es erschließt sich, dass wir – salopp gesagt, in meinen Worten! – weder die schlechteste aller Generationen sind, die hier auf Erden leben, noch die dümmste oder unkreativste.
So hält Zehetner etwa mit Yuval Noah Harari fest, „dass der Homo sapiens die Hälfte aller Großsäuger der Erde ausgerottet [hatte], noch ehe er das Rad, die Schrift und Waffen aus Metall erfunden hatte.“ Und sie zitiert Andrew Mc Afee, der über das Mobiltelefon sagt: „Ich nehme an, sie haben kein Gerät wie Fax, Anrufbeantworter, Videorekorder oder Kleinbildkamera mehr zu Hause. Mindestens zwölf Geräte stecken in einem handlichen Gerät. Zugleich verzichten wir damit auf nichts, um den Planeten zu retten. Im Gegenteil.“

9 THESEN
sind es, die Elisabeth Zehetner im Buch aufstellt und es damit auch gliedert. Sie argumentiert differenziert, bezieht Expertenmeinungen mit ein und unterstreicht all das anschaulich mit auflockernden Grafiken. „Während Klimaaktivisten sich nur auf das eine Ziel ‚Klimaschutz‘ konzentrieren, müssen wir für eine gute und sichere Zukunft Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit gemeinsam verwirklichen. Das erfordert ein Mindset in Politik und Gesellschaft, das auf Vernunft und Machbarkeit setzt“, leitet sie das letzte Kapitel ein. Und sie schließt es mit einer Agenda, die „Im Namen des Klimas“ einen zuversichtlichen und gangbaren Weg in die Zukunft weist. Wer also was beitragen mag zu einem Klimaschutz, der die breite Mitte der Gesellschaft mitnimmt und mitdenkt, dem und der sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

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Buchtipps von Bettina Rausch-Amon

Bettina Rausch-Amon, geboren 1979, Mag. phil., MBA (Health Care Management), ist Präsidentin der Politischen Akademie der Volkspartei und Abgeordnete zum Nationalrat. Sie war fünf Jahre lang Mitglied des Bundesrates und weitere fünf Jahre lang Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Publikationen, zuletzt des Sammelbandes „Christlich-soziale Signaturen. Grundlagen einer politischen Debatte,“ gemeinsam mit Simon Varga, und des Sammelbandes „Bürgergesellschaft heute. Grundlagen und politische Potenziale“ gemeinsam mit Wolfgang Mazal. Seit 2018 ist Rausch Mitherausgeberin des „Jahrbuchs für Politik“. Bettina Rausch ist externe Lehrbeauftragte u.a. an der IMC FH Krems und an der FH Campus Wien.

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