Christian Wehrschütz: Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria

Edition Keiper, 272 Seiten

Es war im Herbst 2019, als ich Christian Wehrschütz kennenlernen durfte. Natürlich hatte ich ihn davor regelmäßig im Fernsehen erlebt, das erste persönliche Gespräch führten wir aber in eben diesem Herbst 2019, im Rahmen des Salzburg Europe Summit. Was mir gleich auffiel: Er brachte ähnlich viele Worte pro Sekunde unter wie in den Nachrichten. Und was er sagte offenbarte seinen unvergleichlichen Erfahrungsschatz, seine Sach- und Menschenkenntnis, besonders in Bezug auf Südosteuropa.

Christian Wehrschütz war von der ersten Gesprächsminute an freundlich und korrekt, gleichzeitig nahbar und offen – und ein durch und durch interessanter Gesprächspartner. Seit dieser Begebenheit stehen wir nicht nur als Politische Akademie mit ihm intensiver in Kontakt, sondern verfolge ich selber auch seine Auslandseinsätze und TV-Einstiege mit höherer Aufmerksamkeit. Und somit war auch klar, dass ich sein neuestes Buch lesen musste.

Vom Bundesheer in den Krieg

Den Werdegang dieses Vorzeigejournalisten kann man natürlich auch einfach googeln. Interessanter ist es jedenfalls im Buch von ihm selber zu lesen, wie sehr seine Ausbildungen sich letztlich in seinem aktuellen Beruf als wertvoll erwiesen haben. Als Milizoffizier, Jurist und Slawistiker ist er umfassend gebildet und für seine Tätigkeiten am Balkan und in der Ukraine vorbereitet. Wie er das selber immer wieder erlebt, schildert er anhand konkreter Erlebnisse.

Durch das Buch hindurch zeichnet Christian Wehrschütz ein Bild von sich als Mensch, der oft mutig ist, aber nie übermütig wird; der überaus kommunikativ ist, aber auch diplomatisch sein kann; der selbstbewusst auftritt, anderen Menschen aber immer auf Augenhöhe begegnen will. Und der eine klare Vorstellung davon hat, welche Rolle er als Journalist und Korrespondent zu erfüllen hat und ausfüllen will.

Arbeit in Anekdoten

Das Buch ist in 14 Kapitel und auch einige Zwischen- und Unterabschnitte gegliedert und vor allem deshalb angenehm lesbar, weil Christian Wehrschütz viele seiner Erlebnisse als einzelne Geschichten erzählt. Die sind durchaus manchmal heiter, ereignen sich meist aber unter ernsten, ja auch gefährlichen Umständen. Sie sind letztlich immer gut ausgegangen – die Dankbarkeit und Demut angesichts dieses Umstandes zieht sich durch das Buch.
In den einzelnen Schilderungen erfährt man sowohl was es mit den im Titel erwähnten Darth Vader und Jungfrau Maria auf sich hat als auch mehr über so manche Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner aus Diplomatie, Politik und Gesellschaft. Angesichts dessen, dass im Buch bestimmt nur eine (kleine) Auswahl an tatsächlichen Erlebnissen Platz gefunden hat, fragt man sich durchaus, ob des Korrespondenten Tage 48 Stunden und seine Wochen 14 Tage haben, sodass er all das in seinen bisherigen Leben untergebracht hat.

Der Mensch hinter all dem

Christian Wehrschütz lässt einen auch teilhaben an seiner persönlichen Zeiteinteilung und Lebensorganisation in den letzten Jahrzehnten. Trotz der Leidenschaft und dem Pflichtgefühl, die er ausdrücklich für seine berufliche Tätigkeit aufbringt, macht er auch mehrfach klar, dass eine kleine Gruppe von Menschen oberste Priorität in seinem Leben hat. Man lernt den Familienmensch, Vater und Opa, und den Chef Christian Wehrschütz kennen. Am Ende des Buches kommen sowohl seine Frau und eine seiner Töchter als auch eine Reihe von (ehemaligen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Wort. Deren Eindrücke runden das Buch auf eine sehr persönliche Weise ab.

Buchtipps von Bettina Rausch-Amon

Buchtipps von Bettina Rausch-Amon

Bettina Rausch-Amon, geboren 1979, Mag. phil., MBA (Health Care Management), ist Präsidentin der Politischen Akademie der Volkspartei und Abgeordnete zum Nationalrat. Sie war fünf Jahre lang Mitglied des Bundesrates und weitere fünf Jahre lang Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Publikationen, zuletzt des Sammelbandes „Christlich-soziale Signaturen. Grundlagen einer politischen Debatte,“ gemeinsam mit Simon Varga, und des Sammelbandes „Bürgergesellschaft heute. Grundlagen und politische Potenziale“ gemeinsam mit Wolfgang Mazal. Seit 2018 ist Rausch Mitherausgeberin des „Jahrbuchs für Politik“. Bettina Rausch ist externe Lehrbeauftragte u.a. an der IMC FH Krems und an der FH Campus Wien.

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