Haben wir ein zuversichtliches Verhältnis zum Unbekannten?

Schon der griechische Philosoph Heraklit wusste: Nichts ist so beständig wie der Wandel. Unter diesem Motto lud die Politische Akademie am 1. März zu einem Symposium ein, das sich mit bürgerlichen Werten und neuen Arbeitswelten befasste. Denn gerade in permanenten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen bieten Werte Orientierung.

Zum Einstieg stellte Akademie-Direktorin Elisabeth Mayerhofer sich und dem Publikum die Frage, ob eine solche Veranstaltung angebracht wäre, während seit wenigen Tagen am europäischen Kontinent ein Krieg tobe. Werte und der permanente Dialog und die Verständigung über diese, so Mayerhofer, wären eine wichtige Voraussetzung für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb habe die Politische Akademie auch bewusst entschieden, die Veranstaltung durchzuführen.

Emotionales Durchhaltevermögen gefragt

Den inhaltlichen Auftakt machte die New-World-of-Work-Expertin Dr. Steffi Burkhart. Für Burkhart war klar: Wandel und Veränderung sind das neue Normal. Dafür bräuchte es vor allem emotionales Durchhaltevermögen. Neben bürgerlichen Werten wie Freiheit, Verantwortung oder Solidarität brauche es dafür vor allem auch Vertrauen. Denn um die komplexen Herausforderungen zu meistern, benötigen alle Generationen ein zuversichtliches Verhältnis zum Unbekannten.

Flexibilität als Ziel, Eigenverantwortung als Voraussetzung

Im zweiten Impuls betonte der Arbeitswissenschaftler Prof. Sascha Stowasser vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaften in Düsseldorf die Bedeutung von Flexibilität. Diese beziehe sich nicht mehr nur auf Zeit und Ort des Arbeitens sondern auch auf Hierarchien und individuelle Handlungsräume. Als Voraussetzung für flexibles Arbeiten machte Stowasser Eigenverantwortung zur Erfolgskompetenz. Je dislozierter und flexibler die Arbeitswelt würde, so der Arbeitsforscher, desto mehr müsse jeder und jede nicht nur für die eigenen Aufgaben sondern auch die eigene Gesundheit oder das Zeitmanagement Verantwortung übernehmen. Die Aufgabe von Organisationen sei es in diesem Zusammenhang insbesondere, den richtigen Rahmen zu schaffen.

Austausch auf drei Ebenen

Im Anschluss konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer drei Themen diskutieren. Johannes Lindner von der Initiative für Teaching Entrepreneurship leitete den Austausch rund um die Frage, wie man im Sinne bürgerlicher Werte individuelle Entfaltungsmöglichkeiten in den neuen Arbeitswelten gestalten könnte. Elisabeth Molzbichler von balanceUP leitete die Diskussion zum Thema Vereinbarkeit. Neue-Arbeitswelten-Experte und Akademie-Vorstand Andreas Gnesda tauschte sich mit zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die Bedeutung von Arbeit für unsere Gesellschaft aus.

Wer Menschen etwas zutraut, muss ihnen auch Vertrauen

Den Abschluss des Symposiums bildete eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, die von der stellvertretenden Leiterin der Ressorts Mobilität und Job Business Kurier, Andrea Hlinka-Fröschl geleitet wurde. Arbeitsminister Martin Kocher betonte, dass die Arbeit uns nicht ausgehen würde. Vielmehr bestünde die große Herausforderung – heute und in Zukunft – in der Bewältigung des Arbeitskräftemangels. Ein attraktiver und sinnstiftender Arbeitsplatz, der den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern entspräche, würde damit zentral im Kampf um Fachkräfte. Akademie-Präsidentin, Abg. z. NR Bettina Rausch ging vor allem auf die Bedeutung von Werten ein. Sie stelle auch für die Herausforderungen der neuen Arbeitswelten das christlich-humanistische Menschenbild der Volkspartei ins Zentrum. Wer Menschen etwas zutraue, und das lasse sich klar aus dem Menschenbild der Volkspartei ableiten, der müsse ihnen auch vertrauen. Rausch unterstrich die Bedeutung von Eigenverantwortung als eine Schlüsselkompetenz für eines gelingenden Lebens. Andreas Gnesda, Vorstandsmitglied der Politischen Akademie und Experte für Neue Arbeitswelten, unterstrich die Bedeutung von Werten für Unternehmen. Unternehmen, die klar für Werte stünden, wären als Arbeitgeber attraktiver und hätten weniger Schwierigkeiten geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.

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