Wie können wir das Vertrauen in die Wissenschaft wieder stärken?

Gesellschaftlicher Zusammenhalt hat viel mit dem Vertrauen in die Wissenschaft zu tun. Beim Österreich-Gespräch am Fuße des Glockenturms in der Grazer Innenstadt gingen daher Wissenschaftsminister Martin Polaschek und Hedwig Unger vom Zentrum für Hochschulrecht und Hochschulgovernance dem Thema auf den Grund, welche Bedeutung die Wissenschaft für Gesellschaft, Politik und Demokratie hat.

Wissenschaft liefert nachvollziehbare Erkenntnisse wenn es darum geht, Herausforderungen zu meistern und unsere Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag für evidenzbasierte Politik. Allerdings ist das Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse und die Wertschätzung der Wissenschaft in Österreich weniger stark ausgeprägt, als in anderen EU-Ländern: Eine Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2021 zeigt die große Skepsis der Österreicherinnen und Österreicher, wenn es um das Interesse an wissenschaftlichen Themen und auch das Vertrauen in evidenzbasierte Erkenntnisse geht.

Welche Auswirkungen Wissenschaftsskepsis haben kann, das hat sich in den intensiven letzten Jahren der Corona-Pandemie gezeigt: Laut dem Austria Corona Panel Project ist ein Viertel der Bevölkerung in Österreich der Meinung, dass man sich auf den gesunden Menschenverstand und weniger auf wissenschaftliche Studien verlassen sollte. Auch der Glaube an Verschwörungstheorien geht oft Hand in Hand mit Wissenschaftsskepsis.

Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, betonte in seinem Impuls, dass die Politik viel in die Wissenschaftsvermittlung investiere, damit das Vertrauen in eben diese gestärkt wird. Leuchtturm-Projekte dabei sind die Lange Nacht der Forschung, Kinderunis und geförderte Wissenschafts-Kabaretts, die die Wissenschaft ein Stück weit populärer machen und in die Mitte der Gesellschaft rücken soll. Der Minister arbeitet auch intensiv an einer gemeinsamen Strategie, um Wissenschafts- und Demokratievermittlungs-Angebote zu bündeln und zu vernetzen.

“Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei”, mit diesem Zitat aus dem Artikel 17 des Staatsgrundgesetzes über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, begann Hedwig Unger vom Zentrum für Hochschulrecht und Hochschulgovernance ihren Impuls. Sie führe dabei aus, welche Auswirkungen Wissenschaftsskepsis oder sogar -feindlichkeit auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft haben. Insbesondere Verschwörungstheorien befeuern diese Skepsis und tragen zur Spaltung der Gesellschaft bei. Durch die Offenlegung der Quellen, eine offene Kommunikation und die Offenlegung des Diskurses von mehreren Meinungen ließe sich das Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen wieder stärken, so Unger.

Nach den Impulsen auf der Bühne waren die Gäste im Sesselkreis am Wort: Gemeinsam wurden die unterschiedlichen Facetten gesellschaftlichen Zusammenhalts diskutiert und debattiert und auch darüber geredet, wie jede Einzelne und jeder Einzelne einen Beitrag zur Stärkung des Zusammenhalts in Österreichs Gesellschaft leisten kann.

Der Abend klang noch bei guten Gespräch und einem Imbiss im Herzen der Grazer Innenstadt im “Congress Graz” aus.

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