Veranstaltungsrückblick: Alois Mocks Erbe: 30 Jahre Souveränität für Slowenien und Kroatien

Am 25. Juni 1991 proklamierten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien und strebten ihre Souveränität als Nationalstaaten an. Bereits wenige Tage später machte sich der damalige österreichische Außenminister Alois Mock für die Anerkennung der beiden Staaten stark. In Erinnerung an den unermüdlichen Einsatz Alois Mocks für die Nachfolgestaaten Jugoslawiens und die konfliktreichen Jahre für Slowenien und Kroatien lud die Politische Akademie in Kooperation mit dem Wilfried Martens Centre for European Studies am 23. Juni 2021 zur Veranstaltung „Alois Mocks Erbe: 30 Jahre Souveränität für Slowenien und Kroatien“ ein.

Den Teilnehmenden vor Ort sowie den Zuseherinnen und Zusehern vor dem Livestream wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten, das neben einem ausführlichen Blick in die Vergangenheit, auch einen Ausblick in die Zukunft der Europäischen Union und der Nachfolgestaaten Jugoslawiens bot. Dabei waren Zeitzeugen aus Österreich, ebenso wie damals führende Akteure aus Slowenien und Kroatien eingeladen ihre Erinnerungen an die damaligen Veränderungen in Südosteuropa zu schildern und so die historischen Ereignisse, die die europäische Geschichte nachhaltig auf vielen Ebenen prägten, greifbar zu machen.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung hob Bettina Rausch, Präsidentin der Politischen Akademie, die große Relevanz der damaligen Ereignisse für Europa und die ganze Welt hervor. Sie erinnerte auch an die besondere Rolle, die Österreich dabei spielte: „Österreich stand bei diesen Konflikten von Anfang an auf der richtigen Seite. Auf der Seite von Frieden und Freiheit. Gegen Kommunismus und Gewalt. Auf der Seite der Selbstbestimmung der Völker und der Menschen in diesen Staaten. Gegen Zwang und Unterdrückung.“

Die komplette Rede von Präsidentin Bettina Rausch können Sie hier nachsehen:

Der Präsident des Martens Centre Mikuláš Dzurinda, ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei, erinnerte auch an die Helden der damaligen Zeit und hob das Wirken des anwesenden ehemaligen Ministerpräsidenten von Slowenien Alojz Peterle ebenso hervor, wie die umfangreichen Bemühungen des damaligen österreichischen Außenministers Alois Mock für die völkerrechtliche Anerkennung der beiden neugeschaffenen Staaten.

Die vollständigen Ausführungen von Präsident Mikuláš Dzurinda auf Englisch können Sie hier nachsehen:

Auch Außenminister Alexander Schallenberg erinnerte in seiner Eröffnungsansprache an die Verdienste Alois Mocks: “Er machte Österreich zu einem der First Movers der Westbalkan-Politik.“ Schallenberg bezeichnete Mocks Politik als “eine der Sternstunden der österreichischen Diplomatie” und schlug die Brücke in die Gegenwart und zur Zukunft Europas. Er verwies darauf, dass Slowenien und Kroatien die einzigen ex-jugoslawischen Republiken sind, die es bis heute in die EU geschafft haben. “Mit den Erweiterungen hat die EU Mut bewiesen. Man hat den Eindruck, dass dieser Mut, dieser Weitblick der EU abhandengekommen ist”, beklagte Schallenberg.

Die gesamte Ansprache von Außenminister Alexander Schallenberg können Sie hier nachsehen:

In der darauffolgenden Gesprächsrunde mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Slowenien Alojz Peterle hob auch dieser die Relevanz des Westbalkans für Europa hervor: “Wir können nicht von einem gemeinsamen Europa sprechen ohne die Integration des Westbalkan.” Er kritisierte insbesondere die Tatsache, dass Albanien und Nordmazedonien immer noch auf den Beginn von Beitrittsgesprächen warten müssen. Peterle verwies auf die großen Anstrengungen, die Nordmazedonien für den EU-Beitritt auf sich genommen hat: “Sie haben den Namen des Staates und die Verfassung geändert und haben nichts dafür gekriegt.”

Peterle lobt ebenso die Rolle Mocks, der der jungen slowenischen Regierung im Jahr 1991 “sehr geholfen” habe. Neben seiner Rolle als Außenminister habe dieser nämlich vor allem in seiner Funktion als Präsident der Europäischen Demokratischen Union (EDU) geholfen und Peterle Zugang zu anderen Staats- und Regierungschefs in Europa verschafft.

Die kompletten Ausführungen von Alojz Peterle finden Sie hier:

Per Videobotschaft verwies der kroatische Außenminister Gordan Grlić Radman auf die große Bedeutung der offiziellen internationalen Anerkennung der beiden neuen Staaten am 15. Jänner 1992: „Die völkerrechtliche Anerkennung Kroatiens hat buchstäblich Menschenleben gerettet.“ Mit Blick auf die Politik Alois Mocks hielt Grlić Radman fest: „Österreich darf stolz und dankbar sein, Alois Mock damals als Außenminister gehabt zu haben. Ebenso darf seine europäische Parteienfamilie dankbar sein, dass er die Grundwerte der europäischen Christdemokratie überzeugend vertreten hat.“

Die gesamte Ansprache von Außenminister Gordan Grlić Radman können Sie hier nachsehen:

Im Rahmen der Gesprächsrunde mit dem damaligen österreichischen Verteidigungsminister Werner Fasslababend und Martin Eichtinger, der damals persönlicher Sekretär Alois Mocks war, betonte Fasslabend, dass die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens ohne Mock nicht so rasch erfolgt wäre. “Damit wäre eine weitere Eskalation der Krise vorprogrammiert gewesen”, hob auch er den Stellenwert der Anerkennung für die Ereignisse in der Region hervor.

Eichtinger verwies auf die Vision Alois Mocks, der mit voller Kraft für die Wiedervereinigung Europas arbeitete. Bereits nach dem EU-Beitritt Österreichs 1995 habe Mock die europäische Perspektive für den Westbalkan gesehen: “Jetzt ist der Weg frei für die Staaten Osteuropas.” Besonders betonte Eichtinger auch, wie Alois Mock als Mensch war: “Er war ein Vorbild für einen integren Politiker. Er wollte nie etwas für sich, er hat gearbeitet für seine Visionen, seine Ideen.”

Die Gesprächsrunde mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Werner Fasslabend und dem niederösterreichischen Landesrat Martin Eichtinger finden Sie hier:

Zum Abschluss der Veranstaltung widmete sich der langjährige ORF-Balkankorrespondent Christian Wehrschütz der Geschichte Jugoslawien ab den ersten Spannungen in dem Vielvölkerstaat bis hin zur heutigen Situation in der Region. Er verwies dabei auch auf die blutige Erblast des 2. Weltkriegs, während dessen die Völker einander bereits bekämpft hatten. Auch die in Serbien aufkeimende Idee des Großreichs Serbiens, sprach Wehrschütz an und erinnerte an das Memorandum der serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste aus dem Jahr 1986, das sich wie eine theoretische Kriegserklärung lese.

Den vollständigen Vortrag von Christian Wehrschütz können Sie hier nachsehen:

Alle Teilnehmenden vor Orten waren am Ende der Veranstaltung noch zum gemeinsamen Abendessen geladen. Also besondere Special Drinks gab es die Lieblingsgetränke von Alois Mock Himbeerkracherl und Frucade.

Hier können Sie sich noch durch die Bildergalerie des Events in der Alois Mock Aula der Politischen Akademie klicken:

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