Nicht die Dinge sind schlimm, sondern das, was wir aus ihnen machen

Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik – kurz alle Lebensbereiche – haben sich durch die Digitalisierung rasant verändert und weiterentwickelt. Die Einordnung dieser Veränderungen und die dafür notwendige ethische Orientierung hinken dabei der Geschwindigkeit der Entwicklungen hinterher. Ethik kann uns dabei Orienierung bieten.

Gemeinsam mit dem Autor, Philosoph und Staatskulturminister a.D., und Autor Julian Nida-Rümelin, Clemens Schwaiger, Bereichsleiter für Product Management und Digital Advisory beim Bundesrechenzentrum, der Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig und Ulrike Domany-Funtan, Generalsekretärin von fit4internet, lud die Politische Akademie ein, das Thema Digitale Ethik zu diskutieren.. Moderiert wurde das Online-Panel von Clemens Schwaiger vom Bundesrechenzentrum.

Warum Ethik für die digitale Welt überhaupt jetzt relevant ist, erklärt Schwaiger bereits in seiner Keynote. Er sieht das große Problem in der immer weiter abnehmenden Transparenz zwischen Input und Output bei Maschinen. Moderne Künstliche Intelligenz greift etwa dabei auf Entscheidungswege zurück, die ähnlich wie das menschliche Gehirn funktionieren. Dadurch ist für Menschen nicht mehr ersichtlich, wie die Entscheidungen von Maschinen zustande kommen. Dementsprechend sei es zentral, dass Künstliche Intelligenz und alle vergleichbaren Algorithmen hohen ethischen Standards entsprechen, um dann auch ethisch vertretbare Ergebnisse zu liefern.

Nida-Rümelin betonte in seinem Impulsvortrag wie auch in der Diskussion, die Ambivalenz von Technologie an sich: Jede Technologie könne für Gutes wie auch für Schlechtes genutzt werden. Dementsprechend sei auch Fortschritt nicht automatisch gut, sondern müsse stets neu beurteilt werden. Er forderte aber auch ganz klar dazu auf, keine Angst zu haben. Denn Digitalisierung könne uns helfen, wenn wir sie gezielt für humane Zwecke einsetzen. Er forderte dementsprechend einen digitalen Humanismus.

Die Aufgabe der Ethik habe sich, laut Brodnig, im Grunde nicht verändert. Die entscheidende Fragestellung sei immer noch, nach welchen Werten wir unsere Gesellschaft gestalten wollen. So führt sie etwa an, dass der frühere Algorithmus der Social Media-Plattform Youtube Menschen radikalisierte. Dieser spielte Benutzer immer mehr Inhalte als Vorschläge aus, die extremere Sichtweisen propagierten, und veränderte so ihr Verhalten. Dementsprechend stelle sich etwa die Fragen, nach welchen Werten ein Algorithmus programmiert oder auf welchen Werten basierend Software eingesetzt werden soll. Nida-Rümelin stimmt Brodnig zu und sieht auch keine Notwendigkeit für die Digitalisierung eine neue Ethik zu entwickeln. Die bereits bestehenden Kriterien können auch für den digitalen Bereich angewendet werden. Domany sieht die Aufgabe der digitalen Ethik auch im breiten Diskurs, der  entsprechend informiert geführt werden muss. Die Teilnahme an diesem breiten Diskurs sei aber nicht voraussetzungslos:  Es braucht dafür entsprechenden Kompetenzen und das entsprechende Wissen.

Die gesamte Diskussion finden Sie hier im Video zum Nachsehen:

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